Herr Nilsson

Eine Woche Männertörn

7. September 2019. Da sind wir jetzt in Großenbrode. Unsere Bavaria 51 haben wir übernommen und einkaufen sind wir ebenfalls schon gewesen. Wie auch die letzten Jahre sind wir mit fünf Jungs unterwegs. Jeder hat ein eigenes Zimmer. Unsere Route steht nicht fest und entwickelt sich auf dem Trip. Zuerst geht es nach Dänemark. In Gedser übernachten wir das erste Mal. Von dort geht es weiter nach Hohe Düne. Hohe Düne ist ein Yachthafen bei Warnemünde. Hier entscheiden wir auch eine zweite Nacht zu bleiben. Es ist zu windig, dass wollen wir uns nicht antun und außerdem ist es zu riskant. Mannschaft und Material geht vor. Unser nächstes Ziel ist Boltenhagen. Wir parken etwas abenteuerlich in einer eher zu zu kleinen Box ein. Irgendwie passt es aber und das Schiff ist gut vertaut. Von Boltenhagen aus geht es nach Neustadt. Dort sind wir bisher noch nicht gewesen und irgendetwas lässt uns ahnen, da sollte man vorher anrufen. Das ist auch gut so – der Hafenmeister hat einen Platz für uns. In Neustadt geht es zu Sealounge Meyer´s – tolles Abendessen direkt am Yachthafen. Das ist auch das Letzte mal an dem wir in dieser Woche Essen gehen. Morgen geht es zurück nach Großenbrode.

Ablegen klappt prima, Rückfahrt ist vorbereitet. Segel setzen, zur Vorsicht mal weniger Stoff raus. Reffen ist angesagt. Im Verlauf des Törns zeigt sich, das war eine gute Entscheidung. Auf halber Strecke reffen wir noch weiter. Mit 1/3 Stoff auf Vor- und Haputsegel macht unser „Herr Nilsson“ bis zu 9kn Fahrt. Nach dem reffen liegt er geschmeidig im Wasser und die leichten Wellen können uns bei 7Bft (32kn Wind) nicht schockieren. Fährt wie auf Schienen. Wir halten uns in Landnähe und pendeln zwischen Windstärke 6-7Bft.

In Großenbrode noch ein zwei Schläge und wir sind an der Ansteuerung zum Binnensee. Segel einholen und das ist das Zeichen für das Törnende. An der Tankstelle noch ein letztes Mal mit Motor rangieren. 15 Meter Schiff bei mäßigem Wind auf engem Raum ist spaßig und es zeigt sich, „in der Ruhe liegt die Kraft„. Wir machen es unfallfrei und ohne Schaden. Jetzt noch in die Box und ein letzten Anleger trinken.

Eine Woche, 5 Jungs auf wenigen Quadratmetern, viel Seemansgarn und Abstand vom echten Leben. Hat wieder Spaß gemacht, war hier und dort mal anstrengend, immer mal wieder was Neues gesehen und jetzt kommt die Freude auf das nächste Mal. Willkommen zurück in der realen Welt.

Das Boot

Seit einigen Jahren fahren wir immer Boote (Segelyachten) in einer Größe von 46Fuß++. Der Grund ist, wir möchten zwar zusammen einen Törn eine Woche machen aber etwas Privatsphäre sollte schon sein. Es muß der Spruch „Segeln ist die teuerste Art unbequem zu reisen“ nicht gelebt werden. Die Schiffe sind teilweise bis zu 12 Personen ausgelegt aber wir fahren mit 5 Personen maximaler Belegung. Halt Einzelzimmer ohne Salonbelegung.

Unser „Hr. Nilsson“, eine Bavarai 51 über 1A-Yactcharter bei Mola Yachting gechartert ist Baujahr 2015. Die Yacht hat äußerlich ein paar Macken am Rumpf und auch ein paar Gebrauchsspuren. Das ist OK, in der Übergabe sind diese bereits markiert und wir finden keine weiteren Punkte zu reklamieren. Die Yacht macht für eine Charteryacht einen soliden Eindruck. Besonders die Segel sind in einem guten Zustand. Im Innenbereich ist es geräumig. Für Bavaria Kenner liegt alles an seinem Platz – man findet sich schnell zurecht. Die Betten / Polster sind in einem durchweg guten Zustand. Funktionell keine Einschränkungen. Die 3 Naßzellen werden von uns ülicherweise für Regenbekleidung und als Abstellraum genutzt. Duschen sind zwar vorhanden aber wir nutzen generell die Hafeninfrastruktur.

Die Segeleigenschaften sind halt wie es sich bei einer Bavaria erahnen lässt – es ist ein Wohnwagen zum Segeln. Wer hier den Rennwagen erwartet liegt falsch. So sind Geschwindigkeiten über 10kn eher wenig angesagt oder sogar die Ausnahme. Die elektrischen Winschen machen einiges noch bequemer. Die elektrische Badeplattform macht das Ein- und Aussteigen wenn Rückwärts angelegt ist einfacher. Über den Anker abzuspringen auf den Steg gleicht einem Akrobatikakt, die Badeleiter kann in einer Box mit Fingerstegen mißbraucht werden um unfallfrei das Deck zu erreichen.

Der Motor schiebt das Boot auch bei rauem Seegang durchs Wasser. Die Doppelruder an Deck sind bei der Größe eher Standard. Ich persönlich hätte lieber ein großes Ruder mittschiffs aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Die Doppelruder im Wasser erschweren das manövrieren im Hafen schon. Auf engem Raum merkt man die Nachteile recht bald. Mit Erfahrung und Übung lässt sich das aber kompensieren.