Heute stand eine Fahrradtour auf dem Programm. Mit dem Auto und den Fahrrädern hinten auf der Anhängerkupplung geht es in den Ort „Treungen“. Von dort wollen wir eine Tour rund um den See machen. Allerdings nicht ganz herum, so ziemlich in der Mitte geht eine Fähre von der einen auf die andere Seite. Die Tour haben wir zuvor in Komoot geplant.

46-49km Rundtour

Wir parken unser Auto auf einem zentralen Parkplatz im Ort neben dem Supermarkt dort befinden sich auch einige Tesla Ladestationen und ein paar Wohnmobile stehen dort ebenfalls. Demzufolge scheint uns der Parkplatz geeignet zu sein. Wir entscheiden uns linksherum um den See zu fahren.

Die Tour ist ganz relaxed auch wenn es hier keine Fahrradwege gibt. Fahrradwege im allgemeinen scheinen hier in Norwegen auf dem Land her die Seltenheit zu sein. So bleibt uns nichts anderes übrig als auf der Straße zu fahren. Das ist hier auch nicht schlimm. Es herrscht ganz wenig Verkehr und nur ab und zu kommt uns ein Auto entgegen oder von hinten. Die Straße ist sehr schön und führt unmittelbar am Ufer entlang. Es gibt unzählige Möglichkeiten zum Baden und immer wieder sehen wir Holzhaussiedlungen mit Blick auf den See.

An einem der Campingplätze halten wir an, um einen Stopp für Getränke einzulegen. Auch eine Gelegenheit noch einmal das Handy nachzuladen. Ein paar Mal noch lohnt es sich anzuhalten und die Gegend zu bestaunen.

Steg mit Booten

Auf der Hälfte unserer geplanten Tour soll es eine Fähre geben. Die Fähre finden wir und direkt an der Fähre befindet sich ein Restaurant. Nach einer kurzen Klärung erfahren wir dass die Fähre stündlich fährt. Das ist eine gute Gelegenheit um in dem Restaurant etwas zu essen. Dabei plaudern wir etwas mit der Besitzerin, welche anscheinend aus Holland kommt. Auch hier wieder eine gute Gelegenheit noch einmal das Handy aufzuladen. Bestellt haben wir einen Burger mit Pommes. Pünktlich um 13 Uhr sind wir fertig und können mit der Fähre übersetzen.

Die Fähre kostet 75 Kronen für drei Personen inklusive Fahrrad. Die andere Seite ist nicht so schön zum Fahrradfahren. Wir befinden uns jetzt auf der Straße 41 und hier ist zum einen mehr Verkehr und zum anderen hat der Wind aufgefrischt und kommt uns entgegen. Nach wenigen Kilometern befindet sich auf der rechten Seite ein Landhandel der sehr urig und interessant aussieht. Wir halten an um ein Foto zu machen. Schnell kommen wir mit dem Besitzer ins Gespräch und auf seine Frage ob wir einen Kaffee mögen sagen wir ja.

Landhandel und gute Gelegenheit für eine Kaffeepause

Wir erfahren dass dieses Geschäft bereits über 120 Jahre alt ist und der Betreiber in der vierten Generation dieses Geschäft führt. Früher war dieser Laden als Versorgungsstation für die Eisenmine in der Nähe zuständig. Hier haben die Arbeiter alles Notwendige beschafft.

Eisenhaltiges Gestein

Das Gestein hier in der Gegend ist so eisenhaltig dass ein Magnet daran haftet. Gleichzeitig ist es aber auch sehr phosphorhaltig. Durch den Phosphor war Norwegen lange Zeit technologisch nicht in der Lage dieses Gestein, dieses Eisen zu verarbeiten. Es wurde nach Deutschland exportiert. Um das Eisen abzubauen wurde unter anderem auch Dynamit verwendet und dieses konnte in dem Laden gekauft werden.

Die Philosophie des Ladenbetreibers war damals schon alles zu besorgen was benötigt wird. So blieb es auch nicht aus, dass zu der Zeit als Autos auf den Markt kamen hier die erste VAUXHALL Vertretung in der Region entstand.

We have timber and stones, no Internet.

Wir sprechen auch etwas über die Perspektive der Region und die Infrastruktur hier in Norwegen. Dabei kommen wir auch auf das Thema Internet zu sprechen. Die Verbreitung des Internets ist hier gar nicht so gut wie wir das allgemein glauben. So sagt uns der Ladenbetreiber, für eine Internetverbindung muss er vor die Tür gehen. Auf die Frage was man denn hier so macht kommt spaßig die Antwort „we have timber and stones“. Der Zusammenhalt der Menschen hier ist etwas besonderes. Wir stellen fest dass fast jedes Auto, welches an dem Laden vorbei fährt, gegrüßt wird und darin bekannte sind. Auf die Frage wie viele er hier wohl kennt antwortet er, bestimmt 95% und die verbleibenden 5% können auch gegrüßt werden.

Wir sprechen noch etwas über den Laden und ich darf ein paar Fotos in dem Laden machen. Die Kasse ist mittlerweile ein historisches Stück und bestimmt bald 100 Jahre alt. Sie funktioniert immer noch einwandfrei und ohne Fehler. Ganz anders als das Kartenlesegerät was daneben steht.

Blick in den Landhandel mit der alten Kasse
Moderne neue trifft alte bewährte Technik

Der Besitzer sagt uns, er ist vor sechs Jahren zurückgekommen um diesen Laden weiterzuführen und zu erweitern. Zukünftig möchte er viele Sachen selbst anbauen und selbst vermarkten.

Er empfiehlt uns noch einen Besuch in dem Z Museum und gibt uns einiges an Informationsmaterial mit. Gleichzeitig sagt er, nebenan in dem Gebäude möchte er selbst ein kleines Museum einrichten. Daran wird aber noch gearbeitet und das kann noch ein wenig dauern.

Überhaupt scheint hier die Zeit etwas anders zu ticken. Den Stress und Zeitdruck wie wir ihn kennen sucht man hier vergebens.

Unser Kaffee ist ausgetrunken und wir möchten weiterfahren. Wir bekommen noch ein paar Tipps zu Häusern entlang der Straße und ein paar Minenarbeitern die damals ihren Schnaps selber gebrannt haben. Der Wind hat etwas aufgefrischt und kommt leider genau von vorne. Mit den E-Bikes ist das nicht ganz so tragisch aber wir haben auch ein traditionelles Fahrrad dabei und dazu ist es leider etwas nervig. Wieder am Auto angekommen gehen wir noch in den Supermarkt ein paar notwendige Dinge kaufen und dann geht es zurück in unser Haus. Zwischenzeitlich ist es auch hier bedeckt aber es regnet nicht. Obwohl die Tour nicht sehr lang war, war sie etwas anstrengend aber informativ und hat Spaß gemacht.